Läuferporträt Kurt Fröhlich

Der einstige Sicherheitsinspektor der Buna-Werke - der 71-jährige Kurt Fröhlich - ist ein Urgestein der Merseburger Laufbewegung und blickt auf ein Laufjubiläum von 25 Jahren aktiver Lauferei zurück. Geboren in Hainichen/Sachsen hatte Kurt vor seinem Laufdebut (1978) ein Körpergewicht von 85kg bei einer Größe von nur 1.74m. Es fiel ihm schon schwer, sich die Schuhe zuzubinden. Das seit 20 Jahren konstant gebliebene Läufergewicht von 65kg stellte sich nach zwei Jahren ein.


Kurt Fröhlich
Kurt war einer derjenigen Lauf-interessierten, die sich in den 70-er Jahren einmal in der Woche in der so ge-nannten „Lauf-dich-gesund-Bewegung, mach mit“ zusammenfanden und lief Strecken, die seinen Möglichkeiten entsprachen. Er folgte dem Aufruf des heute noch aktiven 85-jährigen Erich Banisch (Heringen) – früher Vorsitzender des SV Chemie Buna – „Wer läuft mit am Rennsteig?“ Dies war zugleich auch die Geburtsstunde der organisierten Lauftreffs und auch Vorbereitung für Wettkämpfe im Kreis- und Bezirksmaßstab.

Zielgerichtet erhöhten sich jetzt Trainingshäufigkeit (5 mal) und Trainingsumfang (Kurt – 60 bis 115km / Woche). Es entwickelte sich die Idee, Läufe attraktiver, spannender und erlebnisorientierter zu machen und wettkampfmäßige punktorientierte Kreisranglistenläufe zu organisieren. Er war Mitglied bei Chemie Buna und wechselte später zum Laufclub des VfB IMO Merseburg.

Kreisranglistenläufe und Bezirksranglistenläufe wirkten auch auf Kurt wie ein Magnet. In der Merseburger „Ewigen Bestenliste aller Kreisranglisten-Volkssportläufe“ nimmt Kurt auch noch in diesem Jahr mit 4682 Punkten den ersten Platz ein. Wenn er erzählt, wie sich damals die Teilnehmerlisten zahlenmäßig verdoppelten, ja verdreifachten und qualitativ durch die Teilnahme von internationalen Meistern wie Cierpinski, Kuschmann, Schildhauer u.a. aufgewertet wurden, merkt man seine Begeisterung, sein innerliches Dabeisein.

Kurt ist ein fanatischer, besessener, ehrgeiziger, ja fast „krankhafter“ Läufer. Als er das erste mal auf einem Siegerpodest stand, fand er das so gut, dass er es nie mehr missen wollte. Wenn ihn ein anderer Laufkollege bezwang, nahm er ihm das noch Jahre danach übel.

Immer hatte er Freude am Laufen, war stets auf persönliche Erfolge und die Verbesserung des Leistungsniveaus aus. Er probierte und kopierte (Trainingspläne der Spitzenläufer) in all den Läuferjahren sehr viel, suchte das Gespräch, wertete aus... Nie war er zufrieden.

„Unabdingbare jährliche eiserne Disziplin gehört dazu, so wird Laufen zum Bedürfnis, zur Droge“, so Kurt.

Aus seinem ersten Schnupperlauf am Rennsteig wurden 14 Teilnahmen. Die Neugier, bei Bewältigung eines 45 km Berglaufes auch die Königsdisziplin, einen Marathonlauf zu bestehen, war groß. Kurt: „Doch es herrschen völlig andere biologische Gesetze. Ab den bekannten „Schaltstellen“ 30/32km wird nicht nur mehr mit den Beinen, sondern auch über den Kopf und mit eisernem Willen die letzten Kräfte abgerufen, um das Ziel zu erreichen."

Selbstredend musste er feststellen, dass die in 51 Marathonläufen gewonnenen Erfahrungen eine hervorragende Willens- und Ausdauerschulung für das Berufs- und Privatleben waren.


Kurte begründete die Merseburger Laufbewegung
Lang ist die Liste seiner Laufhöhepunkte und der hervorragenden Ergebnisse, die er in 25 Läuferjahren aufzuweisen hat. 1987 belegte er am Rennsteig einen 3. Platz in 3:37 h. Marathonläufe in Deutschland bestritt er in u.a. in Leipzig, Dresden, Hamburg, Berlin, Köln, Frankfurt, Stuttgart, Regensburg und Karlsruhe mit guten Platzierungen in den jeweiligen Altersklassen (Dresden – 1. Platz, Leipzig – 2. Platz). Vier mal in Folge wurde er Bezirksmeister im Marathon und einmal Landesmeister (91) von Sachsen-Anhalt.

Besondere Höhepunkte waren für ihn seine Auslandsstarts im Marathon. Beim „Fucik-Marathon“ in Prag erzielte er 1984 auch seine Marathonbestzeit mit 3:07 h. Es folgten 1986 der Stadtmarathon in Kosice, 1996 lief er die Originalstrecke (Neuzeit) in Griechenland von Marathon nach Athen. Der New York- Marathon 1998 und der „ Lustigste Marathon der Welt“ in Medoc/Bordeaux in Frankreich folgten dann im Jahr 2000.

Besonders stolz ist er auf sein Laufhighlight beim limitierten Halbmarathon 2002 auf der „Großen Chinesischen Mauer“ in Peking. Hier erreichte er total einen 9. Platz.

Viele Massenläufe u. a. auf der Nordschleife des Nürburgrings (4. Platz), der Kyffhäuserbergläufe mit guten Platzierungen, der Jenaer Kernbergläufe (u. a. 2. Platz), der Wettiner Pokallaufserien (3 mal 1. Platz) und der vielen Bezirks – und Kreisranglistenläufe (jahrelang 1. Plätze) stehen in seinem Startbuch.

Auf folgende Bestzeiten kann Kurt verweisen: M55 – 10.000m – 38:45min., 20km Straße – 1:20:18 h, Stundenlauf – 15.090m, Marathon – 3:07 h.

Kurt rannte in seinem „Läuferleben“ 1,5 mal um den Erdball, dies sind nachweisbar 62.000 gelaufene Trainings– und Wettkampfkilometer – eine wahrlich beeindruckende Bilanz.

Das mit zunehmenden Alter die Leistungsfähigkeit nachlässt, wollte Kurt lang nicht wahrhaben. Da sich gesundheitliche Probleme einstellen, wird der Laufschritt immer kürzer und langsamer, eine schwer zu verkraftende Tatsache für den Erfolggewöhnten und überaus Ehrgeizigen. Ein schwieriger und nicht immer leicht zu nehmender Laufoldie aber von seinen Lauffreunden aus nah und fern stets geachteter und anerkannter Sportsmann steht kurz vor dem Ende seiner an Höhepunkten reichen Laufbahn.

Seine Zielstellungen sind kleiner geworden, so freut er sich auf den „Salzstocklauf“ in Sondershausen unter Tage. Platzierungen sind ihm nun egal. Er denkt jetzt von Monat zu Monat über die noch möglichen zumutbaren Wettkampfläufe nach. Er wird sich, so hat er versichert, sich mehr auf das Fahrradfahren, die Spaziergänge mit seinem Hund und für sich allein noch hoffentlich viele Kilometer absolvieren. „ Man kann den Veranstaltern nicht mehr zumuten, dass sie künftig so lange auf mich warten“, so Kurt.

Aber seinen Sportfreunden dann noch oft bei ihren Läufen mit Rat zur Seite zu stehen, dies hat er sich vorgenommen.

November 2003, Walter Knebel