September 2007

Mein erster Marathon!
Von Hubert Lange


Hubert Lange


Am 9.9.2007 war es so weit. Um 9.09 Uhr stand ich mit 400 Gleichgesinnten an der Startlinie zum 6. Mitteldeutschen Marathon in Spergau. Würde ich durchhalten bis ans Ziel?



In den letzten Wochen war ich 4x30 km und 6x20 km gelaufen. Dazwischen Radfahren, Inline skaten, Gartenarbeit und viele Läufe zwischen10 und 15 km. Mehr war nicht drin als selbständiger Einzelhändler mit Ladenöffnungszeiten von 8.00 bis 18.00 Uhr und jeden Samstag bis 11.30 Uhr.



Zusammen mit Ronald Köcher ging es nun los. Das war einfach toll. Dauernd wurde „Hubert, Hubert!“ gerufen. Vielen Bekannten und Freunden winkten wir zu. In Kirchfährendorf stand meine liebe Frau Andrea, welche meine Sportsachen manchmal schneller wäscht, wie ich sie durchschwitzen kann. Dafür und für ihr großes Verständnis besten Dank!



Nach 4 min dann in Wengelsdorf die ersten beiden Stimmungskapellen. Vor uns tauchte auf einmal der Zugläufer mit der Zeit 3:30:00 auf. Waren wir zu schnell? Ach was, dachte ich, langsamer wirst du bestimmt von ganz alleine.



Kurz vor dem Durchlaufen von Spergau standen meine Sportfreunde, mit denen ich die letzten 5 MDMs auf Inlineskates absolviert hatte, und jubelten mir zu. Holger gab mir ein Powergel. Ich steckte es in die Tasche, denn nach 6 km musste ich ja noch nicht essen. Was war das? Auf einmal wurde es klebrig am Gesäss. Man hatte mitgedacht und das Gel schon aufgerissen. Was soll`s - ist du es eben gleich.



Weiter ging es nach Leuna. Hier jubelten uns abermals viele bekannte Gesichter zu. So ist also ein Marathon in der Heimat. Am Leunaweg tauchte dann Sportfreund Rolf Hermann im Laufpulk auf. So spielt manchmal der Zufall. Vor 25 Jahren waren wir zusammen Mannschaftbei den Slalomkanuten gefahren und ausgerechnet hier trifft man sich wieder.



Weiter ging`s nach Merseburg. Am Markt winkten uns viele Leute zu. Voran Walter Knebel, der Laufguru der LG Merseburg. So viel wie heute hatte ich noch nie beim Laufen geredet. Sonst sage ich kein Wort. Aber durch die Witzeleien merkten wir gar nicht, dass wir schon bei der Halbmarathonmarke waren: 1:44:19h. Eigentlich zu schnell.



Aber was soll`s, weiter ging`s nach Schkopau. Ronald fragte an der Vepflegungsstelle nach Haferschleim, den es leider nicht gab. Beim Überqueren der Brücke vor den Bunawerken verpasste ich kurz die richtige Route und war auf einmal auf der anderen Straßenseite. Aber ein freundlicher Polizist hielt sofort die Autos an, damit ich an der nächsten Kreuzung wieder zu den anderen Läufern stoßen konnte. Jetzt wurde bei der Wasseraufnahme schon kurz 3 Schritte gegangen.



Richtung Holleben-Angersdorf lief es dann ganz gut. Neben mir lief ein älterer Sportfreund aus Leipzig. Was war das für ein Gefühl, an anderen vorbeizulaufen. Roland - wo war er? Er hatte mich gewarnt! Ich hatte nicht gemerkt, dass er zurück blieb. Vor mir kam Wolfgang Dietzsch immer näher. Toll - Wolfgang war die letzten Marathons alle um 3:30 gelaufen. Sollte ich das auch schaffen?



In Angersdorf kam dann die Quittung. Warum war ich bloß von Ronald weggelaufen? Ich musste den Leipziger Oldi ziehen lassen. In Halle-Neustadt kam dann auch die Gruppe mit den 3:30er Zugläufer an mir vorbei. Jetzt war mir ihr Tempo zu schnell. Einsam durch `Haneu`. Endlich auf der Magistrale - die letzten 5km Schnurgerade, eintönig, langweilig, kaum Zuschauer.



Ab Rennbahnkreuz dann Autostau auf den übrigen Fahrbahnen und dadurch Gestank durch Abgase. Beim letzten Stück Apfel war selbst die Schale noch zu fest. Das Kauen viel schwer. Jetzt kamen die Türme vom Hallmarkt tin Sicht. Es konnte nicht mehr weit sein: Noch 1 km. Fasst geschafft. Da war der Leipziger Turm zu sehen. Kurz vorm Ziel raffte ich den Rest meiner Kraft zusammen und konnte noch einen Läufer überholen.



Geschafft! 3 Stunden 36 Minuten 46 Sekunden. Halleluja! Damit hatte sich ein lang gehegter Traum erfüllt. Ronald kam ca.1 Minute nach mir ins Ziel. Hätten wir zusammen bleiben sollen? Naja, vieleicht oder bestimmt beim 7.MDM oder skate ich dann lieber wieder?



Jedenfalls möchte ich mich bei allen, die mir das ermöglicht haben, bedanken. Dank meiner Frau und meinen Kindern, die sehr viel Verständnis zeigen. Dank den Organisatoren der Kreisranglisten-Läufe und den vielen Freunden, die ich hier in den letzten Jahren gefunden habe. Ohne den Anreiz von Wettkämpfen ist der ganze Gesundheitssport mit der Zeit langweilig und fad.