September 2017
Müritz-Lauf Ultramarathon
Von Sielke Kroh

Liebe Lauffreunde,

Sielke Kroh Sielke Kroh

mein Urlaub in diesem Jahr hielt eine besondere Herausforderung bereit. Dass wir an die Seenplatte nach Mecklenburg wollten stand lange fest. Als nächstes schaue ich immer, was in der Nähe des Urlaubsortes in dieser Zeit so "läuft"! Der Müritzlauf am 19.08., ein Ultra, warum nicht versuchen? Angemeldet habe ich mich dann aber doch erst relativ spät, denn ich hatte sehr großen Respekt vor dieser Strecke im Sommer und konnte wegen gesundheitlicher Probleme auch nicht so viel trainieren, wie man es besser tun sollte. Doch immerhin habe ich ja schon den Rennsteig-Supermarathon und die Harzquerung geschafft, da kommt es auf die paar Kilometer mehr dann auch nicht drauf an! So denke ich jedenfalls wenn ich bequem zu Hause sitze....!

Früh vor dem Start in Waren, es war kühl und windig, war ich dann doch sehr nervös. Die Anzahl der Läufer recht übersichtlich, 35 Frauen, 115 Männer , dazu noch etwas über 60 Staffelläufer. Die Organisation funktionierte perfekt und wir hatten noch viel Zeit, um richtig durchzufrieren. Kurz vor dem Start hörten wir noch etwas von 78 km statt der angegebenen 75 km, aber genaueres ging unter, es war ja dann sowieso auch egal. In lockerem Tempo setzten wir uns nach dem Startschuss in Bewegung und waren auch ziemlich schnell aus der Stadt raus und im Wald. Dort war der Weg zum Teil sehr matschig, es hatte in der Nacht zuvor stark geregnet. Den ersten Verpflegungspunkt gab es nach knapp 10 km, den 2. nach knapp 20 km. Bis dahin war ich für meine Verhältnisse sehr flott unterwegs, mir war aber klar, das ich dieses Tempo von etwas über 10 km/h nicht mehr lange halten kann, denn mein "Problemmuskel" machte sich leider schon bemerkbar. Landschaftlich waren die ersten 20 km sehr schön, danach wurde es für längere Zeit etwas eintöniger. Es ging auf den Radwegen von endlos erscheinenden Straßen entlang und der Ort Rechlin streckte sich fast ins Unendliche! Mittlerweile war es auch schon richtig warm geworden, da tat der zum Teil kräftige Seitenwind sehr gut. In Rechlin fragte ein Feuerwehrmann jeden einzelnen Läufer, ob er eine Dusche aus dem Wasserschlauch möchte. Ich nahm dankbar an, allerdings zu Ungunsten der Frisur. Inzwischen hatte sich das Feld der Läufer schon weit auseinander gezogen, doch ganz alleine war ich zum Glück nie auf der Strecke. Oft wurde ich von Staffelläufern, meist mit Fahradbegleitung, überholt. Da kamen viele aufmunternde und freundliche Worte. Bemerkenswert war eine Staffel der Feuerwehr Waren, die in voller Montur lief, mit schweren Schuhen, Helm und noch einer Sauerstoffflasche auf dem Rücken! Große Hochachtung! Endlich war die Südspitze der Müritz erreicht, Halbzeit war da aber leider noch nicht. Die war dann erst kurz hinter Zielow. Dort habe ich mich auch erst einmal kurz hingesetzt und etwas "richtiges" gegessen. Das heißt: eine Butterschnitte und ein Wiener Würstchen, denn Bananen konnte ich da schon nicht mehr sehen. Mein Mann hat an 3 Stellen der Strecke gestanden und so meine Verpflegung garantiert. Wasserstellen gab es allerdings genügend, nach den 10 km und 20 km Verpflegungsstellen bestimmt aller 5 km. Es war also überflüssig mit vollen Wasserrucksäcken zu laufen, was aber doch sehr viele Läufer taten. Das schwerste Stück der Strecke lag zwischen Ludorf und Röbel, man hat schon fast einen Marathon in den Beinen und es gab keinen Radweg , so das wir auf der Fahrbahn laufen mußten, leicht bergan, ohne Schatten und der Wind kam voll von vorn. Zum Glück gab es sehr wenig Verkehr. Diese Straße wollte fast gar nicht enden und ich war sehr froh, als ich endlich Röbel erreicht hatte. Dort erwartete Wolfgang mich wieder und ich ließ mich erst einmal auf den Beifahrersitz des Autos fallen....!. Meine Zeit war mir da schon relativ gleichgültig geworden, Hauptsache ankommen war einer der Hauptgedanken, obwohl ich daran unterwegs zu keiner Zeit zweifelte. Hinter Röbel wurde es landschaftlich wieder viel schöner, allerdings auch ziemlich hügelig.

Inzwischen hatten sich auch schon "Schicksalsgemeinschaften" gebildet, man hat ein paar Worte gewechselt mit Läufern, die man eingeholt hat und auch mit den denen, die überholt haben. Zwischen einer Läuferin, die von ihrem Mann auf dem Rad über die ganze Strecke begleitet wurde und mir hat sich ein regelrechtes Wettlaufen entwickelt. Sie erzählte, das es schon ihre 9. Müritzumrundung ist. Soetwas kann also auch süchtig machen....! Kurz vor Waren konnte ich sie dann allerdings abschütteln, sie kam 4 Minuten nach mir an. Eine Läuferin, die 1 Minute vor mir im Ziel war, hat es mit mir genauso gemacht, nach einigen gegenseitigen Überholungen kam ich dann einfach nicht mehr an sie ran. Aber so etwas kennen wir ja alle.

Die Freude, durch das Zieltor zu laufen, war riesengroß und selten hat mir eine Nudelportion besser geschmeckt als nach diesem Lauf. Bis auf eine Frau haben es in diesem Jahr alle Starter ins Ziel geschafft. Der schnellste Mann (M20) in unglaublichen 5:33:01, der letzte Mann nach 12:05:30. Bei den Frauen lag die Zeitspanne zwischen 6:16:48 und 11:13:05.

Mit meiner Zeit von 9:16:21 war ich die 25. von 34 Frauen und damit sehr zufrieden.

Ich kann jedem, der es etwas ruhiger an der Strecke liebt und beim Laufen ein Auge für schöne Landschaften hat, diesen Lauf absolut empfehlen. Mir ist natürlich klar, dass man im August sehr große Hitze haben kann, dann hätten die Eergebnisse sicher schlechter ausgesehen. Ob ich diesen Lauf nocheinmal machen werde hängt einfach nur davon ab, ob ich in der fraglichen Zeit wieder den Urlaub in Mecklenburg verbringe. Ich würde es jedenfalls nicht völlig ausschließen.

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